Mongolei

„Denkt euch, es handelt sich allem Anschein nach um eine so große Wüste, dass es ein Jahr dauerte, von einem Ende zum anderen zu gelangen.“

(Marco Polo über die Gobi)

Einführung

Das flächenreiche asiatische Land liegt als Binnenstaat zwischen China und Russland. Die dünn besiedelte Landschaft ist durchzogen von Hochgebirgen, Steppen und fruchtbaren Flusslandschaften. Neben der abwechslungsreichen geografischen Beschaffenheit blickt das Land zurück auf eine geschichtsträchtige und mythenreiche Vergangenheit, charakterisiert durch das Nomadentum und Dschingis Khan. Einst war die Mongolei das größte Reich der Welt, heute ist sie ein Land zwischen Tradition und Innovation, hin- und hergerissen zwischen traditionellem Kulturgut und dem technischen Fortschritt der Gegenwart. Ob durch Handelsleute oder Missionare, zu Begegnungen zwischen Deutschen und Mongolen kam es schon früh – jedoch nicht immer friedlich, so etwa auch 1241 in der Schlacht bei Liegnitz. Im 20. Jahrhundert entwickelten sich die friedlichen mongolisch-deutschen Beziehungen sehr intensiv. Bereits vor über 80 Jahren kamen die ersten mongolischen Studenten nach Deutschland. Damit war die Mongolei eins der wenigen Länder außerhalb Europas, das damals schon Studenten nach Deutschland entsandte. Seitdem ist Deutschland ein beliebtes Studienziel für viele jungen Mongolen und Deutsch eine der am häufigsten erlernten Fremdsprachen in der Mongolei.

Geographie und Klima

Die Mongolei ist mit einer Fläche von 1,56 Mio. km² das sechstgrößte Land Asiens und 4,3 mal so groß wie Deutschland. Unter den flächenmäßig größten Ländern der Erde belegt sie den Rang 18. Im Norden hat die Mongolei eine 3.485 km lange gemeinsame Grenze mit Russland, im Süden 4.673 km mit der Volksrepublik China. Die Mongolei ist ein Hochland: die mittlere Höhenlage beträgt 1.580 m über NN.

Die höchsten Berge befinden sich im Altai-Gebirge. Der höchste Berg ist der Tavan Bogd Uul mit 4.374 m, gefolgt von Mönh hairhan Uul 4.362 m, Tsast Uul 4.208 m, Türgün Uul 4.116 m, Otgon Tenger Uul 4.031 m über NN.

Die wichtigsten Flüsse sind Dsavhan, Herlen, Selenge mörön, Orhon. Große Seen sind Uws nuur, Huwsgul nuur, Har us nuur.

Das extrem kontinentale Klima ist gekennzeichnet durch lange, trockene Winter und kurze, heiße Sommer. Die insgesamt geringen Niederschläge fallen hauptsächlich im Sommer. Die Jahresdurchschnittstemperatur in der Hauptstadt Ulaanbaatar liegt um den Gefrierpunkt. Die Temperaturen unterliegen großen Schwankungen, z.B. schwankt die Jahresdurchschnittstemperatur in Ulaanbaatar zwischen -23°C im Januar und +22°C im Juli.

Administrativ ist die Mongolei in 21 Provinzen (Aimag) und die Hauptstadt Ulaanbaatar gegliedert. Ein Aimag besteht aus mehreren Sums, die sich wiederum aus Bags zusammensetzen. Ulaanbaatar („Roter Held“) liegt 1.350 m über NN am Fluss Tuul und wurde vor rund 350 Jahren als „Urga“ („Prachtjurte“) gegründet. Es leben hier ca. 1.000.000 Menschen, mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes.

Bevölkerung, Sprache, Kultur

Mit rund 2,7 Millionen Einwohnern ist die Mongolei dünn besiedelt (1,6 Einwohner pro km²). Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre. Der Anteil der städtischen Bevölkerung ist mit 57% relativ hoch; der Rest lebt in kleineren, ländlichen Siedlungen sowie als nomadisierende Viehzüchter.

Knapp 90% der Bevölkerung gehören den verschiedenen mongolischen Stämmen an; die größte nichtmongolische Bevölkerungsgruppe sind die Kasachen. Der Lamaismus wurde in den Jahren der mandschurischen Vorherrschaft zum religiösen Kern mongolischer Identität und hat die soziokulturellen Grundlagen mongolischen Lebens wesentlich bestimmt. Nach der demokratischen Wende erfährt er seit Beginn der neunziger Jahre eine Wiederbelebung und Erneuerung.

Die offizielle Landessprache ist Khalkha-Mongolisch, das – wie die Turksprachen und tungusischen Sprachen – zu der altaischen Sprachfamilie gehört. Die Schrift übernahmen die Mongolen im 13. Jahrhundert von den Uiguren. 1941 wurde sie von einem modifizierten kyrillischen Alphabet abgelöst. Neben Mongolisch sind Englisch, Deutsch und Russisch – zumindest in den Städten – weit verbreitet. Durch die früher engen Bindungen an die DDR sind auch heute noch bei über 30.000 Mongolen Kenntnisse der deutschen Sprache vorhanden.

Geschichte

Bereits im 3. Jh. v. Chr. lebten in Zentralasien Hunnen, Kirgisen, Uiguren und Turkvölker, aus denen sich das Volk der Mongolen bildete. Zumeist waren die Mongolen Hirtennomaden, die sich in großen Familienclans organisierten. Existenzgrundlage dieser Nomaden war die Schaf-, Ziegen-, Rinder- und Pferdezucht. Aber auch Handel, insbesondere mit den Chinesen, trug zur täglichen Bedarfsdeckung bei. Laut der „Geheimen Geschichte der Mongolen“ wurde im Jahre 1162 Temüjin geboren, dem im Jahre 1206 als Großkhan Dschingis die Vereinigung mongolischer Fürstentümer und damit die Gründung des mongolischen Staates gelang. Zum Zeitpunkt des Todes Dschingis Khans im Jahre 1227 hatte das mongolische Reich bereits eine Ausdehnung von etwa dem heutigen Peking bis zum Aralsee. Seine Söhne vollzogen die weitere Expansionspolitik. Unter Khubilai Khan (1215-1294), einem Enkel Dschingis Khans, wurde unter anderem China erobert. Das mongolische Reich wurde flächenmäßig zum größten zusammenhängenden Weltreich, das es je gab (etwa vom Süd/Ost-Chinesischen Meer im Osten bis zum Schwarzen Meer im Westen und dem Persischen Golf weiter südlich). Die Eroberung und Kontrolle des transkontinentalen Reiches gelang unter anderem durch effektive Verwaltungsstrukturen, die Förderung des Handels, die Einrichtung von Poststellen und Passwesen, die Erfindung der sogenannten „Phags-pa-Schrift“, mit der die unterschiedlichen Sprachen des Riesenreiches einheitlich wiedergegeben werden konnten, und nicht zuletzt durch weitgehende religiöse und kulturelle Toleranz. So entstand die sogenannte „Pax mongolica“, eine Zeit offener Handelsbeziehungen und des kulturellen Austausches zwischen Asien und Europa, die bis zum Ende des 14. Jahrhunderts fortdauerte.

Die Epoche des Staatssozialismus

Die Mongolen nutzten eine historische Gelegenheit und riefen die Unabhängigkeit 1911 aus. Aber erst 1921 sollte das Land offiziell als unabhängig anerkannt werden. Am 26. November 1924 wurde die „Mongolische Volksrepublik“ gegründet.

Die politische Wende ab 1990

Die Einleitung von Glasnost und Perestroika durch Michael Gorbatschow fiel auch in der Mongolei auf fruchtbaren Boden. Den Auftakt zur mongolischen Perestroika bildete die Absetzung des Vorsitzenden Tsedenbal der Mongolischen Revolutionären Volkspartei (MRVP) im August 1984. Grundlegende Veränderungen folgten aber erst 1990. Im Dezember 1989 begann eine Welle friedlicher Demonstrationen, meist von Studenten angeführt. Anfang März 1990 erreichten die Protestaktionen über 40.000 Menschen. Sie forderten demokratische Veränderungen und die Beachtung der Menschenrechte. Die Staatsführung reagierte prompt und die Parteiführung trat zurück. Am 25. Juni kam es zu einer Verfassungsänderung und zu den ersten freien Wahlen mit einem Mehrparteiensystem. Die MRVP behauptete bei diesen Wahlen ihre Vorherrschaft.

Politisches System und aktuelle politische Situation

1992 wurde die erste freiheitliche Verfassung durch das Parlament verabschiedet und die Bezeichnung „Volksrepublik“ abgeschafft. Die Mongolei ist seither eine parlamentarische Republik. Die Verfassung sieht die Gewaltenteilung zwischen Legislative („Großer Staatshural, Einkammerparlament), Regierung und Rechtssprechung vor. Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident, der zugleich Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist.

Innenpolitik

Bei den Wahlen 1992 nach dem neuen Wahlgesetz (Mehrheitswahlrecht) gewann die reformierte MRVP wieder 71 von 76 Parlamentssitzen. In der folgenden vierjährigen Amtszeit gelang es der MRVP, die 1990 begonnene wirtschaftliche Reformpolitik voranzubringen. Zu nennen sind insbesondere die Fortschritte bei der Privatisierung von Staatseigentum, Abschaffung von Preiskontrollen und die Freigabe der Landeswährung „Mongolischer Tugrig“. Im Juni 1993 wurde Punsalmaagiin Ochirbat, Kandidat der beiden großen Oppositionsparteien „Mongolische Nationaldemokratische Partei“ (MNDP) und „Mongolische Sozialdemokratische Partei“ (MSDP), zum ersten demokratischen Präsidenten der Mongolei gewählt. Bei den Parlamentswahlen 1996 unterlag die MRVP dem Oppositionsbündnis „Mongolische Demokratische Union“ (MDU), bestehend aus der „Mongolischen Nationaldemokratischen Partei“ (MNDP) und der „Mongolischen Sozialdemokratischen Partei“ (MSDP), das 50 von 76 Sitzen gewann. Die neue Regierung unter Mendsaikhany Enkhsaikhan versuchte, an die Reformbemühungen der MRVP anzuknüpfen und den sich entwickelnden wirtschaftlichen Aufschwung des Landes zu stärken. Mit zügigen Reformen im Bank- und Rechtswesen sowie im Energie- und Immobiliensektor zeigte die neue Koalitionsregierung ihre Entschlossenheit die wirtschaftliche Restrukturierung zu beschleunigen. Mit der Durchführung regelmäßiger Investitionskonferenzen bemühte man sich das Entwicklungspotenzial ausgewählter Wirtschaftssektoren internationalen Investoren vorzustellen. Die Parlamentswahlen am 2. Juli 2000 gewann mit überwältigender Mehrheit die MRVP. Ministerpräsident wurde der MRVP-Vorsitzende Nambaryn Enkhbayar. Die MRVP, ein Mitglied der sozialistischen Internationale, hielt am bisherigen Kurs der Mongolei hin zu Demokratie und Marktwirtschaft unbeirrt fest. Die 1998 unter der Vorgängerregierung begonnenen Reformvorhaben wurden fortgesetzt. Die Parlamentswahlen vom Juni 2004 haben keine politische Dominanz einer Partei erbracht. Angesichts dieser Pattsituation zwischen MRVP und dem Dreierbündnis aus der „Demokratischen Partei“, der „Bürger-Mut-Partei“ und der „Partei des demokratischen Sozialismus“ wurde eine Regierung der großen Koalition unter dem Premierminister Tsahiagiin Elbegdorj gebildet. Er wurde am 18. Juni 2009 durch Direktwahl zum Präsidenten der Mongolei für 4 Jahre gewählt. Premierminister ist Sanj Bayar seit dem 22. November 2007.

Außenpolitik

Die Binnenlage der Mongolei zwischen Russland und China bestimmt im Wesentlichen die Außenpolitik des Landes. 1993 und 1994 wurden Freundschafts- und Kooperationsverträge mit den beiden Nachbarländern geschlossen, die die wichtigsten Handelspartner der Mongolei sind. Die Mongolei verfolgt eine Politik der Bündnisfreiheit und erklärte sich 1993 zur kernwaffenfreien Zone. Die Außenpolitik der Mongolei ist gerichtet auf die Herstellung freundschaftlicher Beziehungen mit allen Ländern. Durch eine aktive Mitarbeit in internationalen Organisationen sucht die Mongolei die internationale Einbindung. Ein hohes Ansehen in der Mongolei genießen die USA, Deutschland und Japan. Weiter ausbauen will die Mongolei vor allem die Beziehungen zur Europäischen Union sowie zu den USA. Seitens der Mongolei wird eine umfassende Partnerschaft mit Deutschland angestrebt.